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Dreigliederungsliteratur

Autor(en):

Der Staat - Aufgaben und Grenzen

Der Staat - Aufgaben und Grenzen. Beiträge zur Überwindung struktureller Vormundschaft im Rechtsleben. Sozialwissenschaftliches Forum Band 4. Herausgegeben von der Sozialwissenschaftlichen Forschungsgesellschaft e.V. durch Stefan Leber. Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1992. DM 48,-.

Der schon seit langer Zeit angekündigte und jetzt endlich vorliegende Band versammelt grundlegende Beiträge zum Verhältnis von Individualität und Staat als einer Kernfrage sozialer Gestaltung. Behandelt wird das Spannungsfeld von staatlicher Bevormundung und Mündigkeitsanspruch des Bürgers,  Perspektiven einer veränderten staatlichen Organisation (Rechts- und Verfassungsfragen) sowie historische und systematische Positionen des Staatsverständnisses. Die Autoren sind S. Leber, C. Strawe, B. Hasen-Müller, W. Heidt, M. Wilhelmi, G. von Beckerath, M. Kirn, M. Kriele, W. Weymann, J. Erdmenger, G. Röschert, E. Bessau, D. Spitta und A. Neider.

Dieser Band sollte in der Bibliothek keines engagierten Dreigliederers fehlen. (cs)

Diskussion über den § 218

Lebensschutz und Gewissensentscheidung. Diskussion über den § 218. Das Recht der Mutter. Das Recht des Ungeborenen. Strafandrohung und Selbstbestimmung. Beratung als Gespräch. Die Würde des Menschen. Verlag Urachhaus, Stuttgart 1992.

Das vorliegende Taschenbuch versammelt die Beiträge des Kongresses "Die Würde des Menschen", der vom 26.-28. September 1991 im Kongreßzentrum auf dem Stuttgarter Killesberg stattfand. (Wir haben darüber im Rundbrief 3/91 berichtet.) Der Band enthält Beiträge von Michaela Glöckler ("Fragen zum Schwangerschaftsabbruch"), Otto Schily ("Die öffentliche Diskussion um den § 218"), Prof. Peter Petersen, Wolfgang Schad ("Wann beginnt das individuelle menschliche Leben?") und Michael Debus. Zur juristischen Seite äußern sich Reinald Eichholz, Eva Grothe, Matthias Höyung und Manfred Leist. Der damals von den Juristen eingebrachte Formulierungsvorschlag, den wir im Rundbrief 3/91 dokumentierten, ist im Band nicht enthalten. Er wurde inzwischen noch einmal gründlich überarbeitet und wird in einer Broschüre enthalten sein, die demnächst erscheint und über die Sozialwissenschaftliche Forschungsgesellschaft, Zelgmadenstr. 5, D-W-7000 Stuttgart 75, zu beziehen sein wird. Auch vor dem Hintergrund des laufenden Verfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht bleiben die juristischen Fragen aktuell.

Sicherlich werden viele Menschen es dankbar begrüßen, daß man die Beiträge des Kongresses nun nachlesen kann. Einen Schönheitsfehler hat das Buch allerdings: Es fehlt ein den Leser darüber orientierendes Vorwort, wer denn nun die "verehrten Anwesenden" waren, die gleich auf der ersten Seite im Beitrag von Michaela Glöckler angesprochen werden. Der Leser muß mehr oder weniger erraten, daß es sich um ein Kongreßprotokoll handelt. (cs)

Rußland, erhebe Dich auf Deine Schwingen

Aufsätze und Betrachtungen zum Wandel in der Sowjetunion 1989 - 1991. Aus dem Russischen und herausgegeben von Mathias Riepe. Info3 Verlag Frankfurt 1991, 141 S., DM 18,-.

Nikolai Bansljuk ist in den vergangenen Jahren durch verschiedene Publikationen über Rußland, besonders in der Zeitschrift Info3 bekannt geworden, aber auch durch das Idriart-Festival in Kaluga und andere Projekte. Der Dreigliederungsgedanke spielt für Bansljuk eine besondere Rolle. Der vorliegende Band enthält u.a. Aufsätze über die Entstehung der Dorfgemeinschaft in Rußland, zu Fragen der Perestrojka und zur russischen Literatur als Vorbereitung zur Geisteswissenschaft. Demjenigen, der die Entwicklung in Rußland mit Anteilnahme verfolgt, wird dieses Buch wertvoll sein. (cs)

Otto Ulrich: Politik als Kunst

Der freiheitliche Weg zur innneren Einheit Deutschlands. Praxis Anthroposophie 20. Verlag Freies Geistesleben Stuttgart 1992, 155 S., DM 16,80.

Den Weg zur inneren Einheit Deutschlands neu zu denken, von unten her, ist das Anliegen Otto Ulrichs, der den meisten Lesern des Rundbriefs ja bekannt ist. Der Autor arbeitet mit der "ästhetischen Perspektive", also mit jener aus der postmodernen Debatte sich herauslösenden Qualität ästhetischen Denkens. Dieses ist, am Ende der Moderne, geeignet, die Brücke zwischen dem alltäglichen Chaos – etwa dem nicht-Gelingen der inneren Einheit Deutschlands – und der zukunftsoffenen Form – einer gemeinsamen europäischen Kultur – zu schlagen. Es schärft den Blick für das Werdende: Kunst wird [...] zur sozialen Kraft [...]", zugleich wird ein Paradigmenwechsel in den Sozialwissenschaften anvisiert (S. 9f.). Damit ist das methodisch Wesentliche und Neue von Ulrichs Ansatz angesprochen, mit dem er dem "Problem hinter den Problemen" zuleibe rückt, daß nämlich der deutschen Wiedervereinigung "die geistige Mitte" fehlt und "intellektuelles Versagen der westdeutschen Politik" zu konstatieren ist. Ulrich macht überzeugend klar, daß die Sicht der Wiedervereinigung als Aufgabe der Reproduktion der BRD-Strukturen in den neuen Bundesländern zu kurz greift. Denn diese Strukturen stellen sich in vielfacher Hinsicht als antiquiert dar (was u.a. an der staatlich reglementierten Schule oder am Bodenrecht exemplifiziert wird). Eine wirkliche Neuordnung – in europäischer Perspektive –, ist nur dann möglich, wenn die geistig-kulturelle Herausforderung erkannt und Wege in eine "Zivilgesellschaft" geebnet werden: "Selbstverwaltung in freier Trägerschaft ist die zu verwirklichende Politik-Option. Sie ist, verwurzelt in der weiterdrängenden Freiheitsfrage, die eigentliche Maxime der 'Neuordnung' von West und Ost. ... Damit erhält die innere Einheit Deutschlands – über Deutschland hinausweisend – einen geschichtlich weitertragenden Kern, eine geistige Mitte, welche die Stagnation gegenwärtiger politischer Ratlosigkeit überwindet." Daß es sich dabei um eine Herausforderung auch für die Sozialwissenschaften handelt, macht der Autor eindringlich klar, wobei die "ästhetische Wahrnehmung des Sozialen als Auftrag" einer weiterentwickelten Sozialwissenschaft erkennbar wird. Nicht nur soziale Technik, sondern eine soziale Kunst ist gefragt, wenn die Probleme bewältigt werden sollen. Die "Dreigliederung des sozialen Organismus" erscheint in dieser Darstellung nicht als Voraussetzung, sondern ensteht aus der Logik der Sache selbst, die in Anknüpfung an aktuelle, in einer breiteren Öffentlichkeit geführte Debatten entfaltet wird. Ein wichtiges Buch, dem man auch wünscht, daß es selbst wieder in eine breite Öffentlichkeit hineinwirken möge. (cs)

Ausgewählte Grundlagenliteratur zur sozialen Dreigliederung

Von "Neueinsteigern" werden wir immer wieder nach einführender Literatur gefragt. Die nachstehende Liste haben wir aus diesem Anlaß zusammengestellt. Eine Vollständigkeit ist nicht beabsichtigt. Weiterführende Literaturhinweise sind in den aufgeführten Büchern zu finden.

Werke von Rudolf Steiner:

Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft, GA 23 (Taschenbuchausgabe)

-: Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 - 1921, GA 24.

-: Nationalökonomischer Kurs, GA 340.

-: Geisteswissenschaft und soziale Frage (Aufsätze 1905/1906), Einzelausgabe, Dornach.

-: Soziale Zukunft, Ga 332a

-: Die soziale Grundforderung unserer Zeit. In geänderter Zeitlage. GA 186.

-: Geschichtliche Symptomatologie, GA 185.

Spitta, Dietrich (Herausgeber): Rudolf Steiner, Soziale Frage und Anthroposophie, Themen aus dem Gesamtwerk Band 13 (Taschenbuch).

Werke anderer Autoren:

Leber, Stefan: Selbstverwirklichung, Mündigkeit, Sozialität. Eine Einführung in die Dreigliederung des sozialen Organismus. Stuttgart 1978. (Auch als Fischer-Taschenbuch)

-: Die Sozialgestalt der Waldorfschule. Ein Beitrag zu den sozialwissenschaftlichen Anschauungen Rudolf Steiners. Praxis Anthropospohie 10, Stuttgart 1991 (1974).

Leber, Stefan, u.a.: Arbeitslosigkeit. Ursachen und Auswege, Stuttgart 1984

Leber, Stefan (Hrsg.): Der Mensch in der Gesellschaft. Die Dreigliederung des sozialen Organismus als Urbild und Aufgabe (Verschiedene Autoren). Stuttgart
1977.

Lindenau, Christof: Soziale Dreigliederung. Der Weg zu einer lernenden Gesellschaft. Ein Entwurf zum anthroposophischen Sozialimpuls, Stuttgart 1983 (Verl. Freies Geistesleben).

Brüll, Dieter: Der anthroposophische Sozialimpuls. Ein Versuch seiner Erfassung. Schaffhausen 1984.

Albert Schmelzer: Die Dreigliederungsbewegung des Jahres 1919. Rudolf Steiners Einsatz für den Selbstverwaltungsimpuls. Stuttgart 1991.

Henrich, Rolf: Der vormundschaftliche Staat. Vom Versagen des real existierenden Sozialismus. Reinbek bei Hamburg 1989.

Herrmannstorfer, Udo: Individualität und Staat. Dreigliederung des sozialen Organismus eine aktuelle Zeitforderung. Bad Liebenzell-Unterlengenhardt 1990.

-: Scheinmarktwirtschaft. Die Unverkäuflichkeit von Arbeit, Boden und Kapital. Praxis Anthroposophie 6. Stuttgart 1991.

Schweppenhäuser, Hans-Georg: Das soziale Rätsel in den Wandlungen der Individuen und der Gesellschaften der Neuzeit.

Sozialwissenschaftliche Forschungsgesellschaft hrsg. durch Stefan Leber: Sozialwissenschaftliches Forum. Band 1. Das Soziale Hauptgesetz. Beiträge zum Verhältnis von Arbeit und Einkommen. Stuttgart 1986.

-: Sozialwissenschaftliches Forum Band 2: Die wirtschaftlichen Assoziationen. Beiträge zur Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben. Stuttgart 1988.

-: Soz.wiss. Forum Band 3: Wesen und Funktionen des Geldes. Stuttgart 1989.

Bos, Alexander: Was ist Dreigliederung des sozialen Organismus. Dornach 1984.

Strawe, Christoph: Soziale Dreigliederung. Chance für eine neue Bewegung in einem sich wandelnden Europa. Dornach 1989.

-: Marxismus und Anthroposophie, Stuttgart 1986.

Lievegoed, Bernhard C. J.: Organisation im Wandel. Die praktische Führung sozialer Systeme in der Zukunft. Bern und Stuttgart 1974.