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"Netzwerk Dreigliederung" - Wunsch oder Wille?

Überlegungen zur Finanzierung der Netzwerkarbeit

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Idee, Aufgaben, Ziele und Entwicklung des "Netzwerk Dreigliederung" sind im Rundbrief Nr. 1/Januar 1990 ausführlich beschrieben. Ergänzend dazu möchte ich noch einmal auf drei wesentliche Probleme hinweisen, die – neben anderen Umständen – vor 70 Jahren die Dreigliederungsbewegung scheitern ließen:

  • Die Zahl der Menschen, die Dreigliederungsideen aus der Anthroposophie heraus in zeitgemäßer Sprache vertreten konnten, war zu klein.
  • Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit war bei den ohnehin wenigen Menschen, die in der Dreigliederungsbewegung tätig waren, zu wenig ausgebildet.
  • Die finanzielle Grundlage war für eine schlagkräftige Dreigliederungarbeit entschieden zu schwach.

Zum letzten Problem, zur Frage der Finanzierung der Arbeit von Menschen, möchte ich Rudolf Steiner zitieren: "Wir müssen in der Lage sein, eine öffentliche Meinung zu bilden. Jetzt stockt die Sache immer dadurch, daß wir bis zu eienr gewissen Weite Persönlichkeiten an die Plätze hinstellen können, wo sie hingestellt werden müssen, daß sie sich da überarbeiten und daß wir von außen gar nicht Kräfte heranziehen können, weil das ja natürlich von den mannigfaltigsten Verhältnissen abhängt. Aber, meine lieben Freunde, zu diesen Verhältnissen, zu diesen Bedingungen gehört auch, daß man in jedem einzelnen Fall vor der Frage steht: Wie besoldet man sie? Und da hört es gleich auf. Man kann sie eben nicht besolden unter den gegenwärtigen Verhältnissen. Man muß sie ziehen lassen. Das sind die Dinge, die also berücksichtigt werden müssen." (Ansprache vom 24. Juni 1922 zur IX. Generalversammlung des Bauvereins, zitiert nach (Aufbaugedanken und Gesinnungsbildung").

Diese Worte könnten auch heute gesprochen sein, obwohl sich die wirtschaftlichen Verhältnisse wesentlich verbessert haben. Nach wie vor ist chronischer Geldmangel das Kennzeichen fast aller sozialen und geistig-kulturellen Initiativen. Eine genauere Beobachtung dieses Phänomens zeigt, daß einerseits die rasch wachsende Zahl solcher Initiativen – und dies ist ja durchaus begrüßenswert! – und andererseits unser immer noch mehr oder weniger unbewußter Umgang mit Geld die Problematik geradezu dramatisch verschärft.

Deshalb sollte insbesondere eine "Dreigliederungs-Initiative" – und ich verstehe das "Netzwerk Dreigliederung" in seinem Bemühen, die Zusammenarbeit einzelner Dreigliederungsinitiatgiven zu verbessern, als Minimal-Voraussetzung für eine mögliche neue Dreigliederungsbewegung – in ihrer Finanzierung bewußt durchgestaltet sein.

Erst bei der Finanzierung wird sich zeigen, ob die geäußerten Bedürfnisse nach einem solchen Netzwerk nur Wunsch sind oder durch die Verbindung von Arbeit und Geld zu einem wirklichen Willensimpuls werden. Das Netzwerk wird sich nur in dem Maße bilden, in dem alle Beteiligten einerseits aktiv daran arbeiten und andererseits den finanziellen Rahmen dafür bereit stellen.

Bisher haben Institutionen und Einzelspender die Netzwerk-Initiative "auf den Weg gebracht". Sie können auch weiterhin helfen, bilden aber nicht den "Boden" für das Netz. Dieser muß von den Menschen, Firmen und Institutionen bereitet werden, die in Zukunft das Netzwerk bilden wollen. Dies kann durchaus schrittweise geschehen:

  • Das Ziel des Jahres 1990, die Sachkosten des Dreigliederungs-Rundbriefs mit voraussichtlich DM 4.000,– über Rundbriefbeiträge abzudecken, wird erreicht werden.
  • 1991 sollte angestrebt werden, die Kosten des Rundbriefes und einen angemessenen Kostenanteil der im Büro von Christoph Strawe erbrachten Dienstleistungen, über dessen Höhe noch gesprochen werden müßte, zu tragen.
  • Die weitere Entwicklung des Netzwerks über das Jahr 1991 hinaus ist aus meiner Sicht derzeit noch offen, sodaß eine sinnvolle Planung heute noch nicht möglich ist. Sie sollte jedoch spätestens Mitte 1991 erfolgen.

Methodisch könnte diese Finanzierung dadurch geschehen, daß alle am Netzwerk beteiligten Menschen, Firmen und Institutionen eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts als reine Innengesellschaft bilden. Das bedeutet, daß diese Gesellschaft nach außen hin (z.B. einem Finanzamt gegenüber) nicht selbständig auftritt. Jeder Gesellschafter könnte dabei die Verantwortung für einen nach eigenem Ermessen anzusetzenden Kostenbeitrag übernehmen. Zielgröße für die Einschätzung bildet dabei das von allen Beteiligten gemeinsam verabschiedete Budget. Von den erforderlichen Ausgaben können dabei zunächst Einnahmen (z.B. auch aus freien Spenden) abgesetzt werden. Die Zusage der Beteiligten, einen bestimmten Kostenanteil zu übernehmen (man könnte dies als "Kostenausgleichsversprechen" bezeichnen) kann dann nach Art einen Bürgschaft die Grundlage für einen Kredit bei der GLS Gemeinschaftsbank zur Vorfinanzierung dieser Kosten bilden, falls dies erforderlich wird. Nach Ablauf eines Jahres wäre dann über die tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben Rechnung zu legen, der Kostenbeitrag würde fällig.

Die Kostenbeiträge sind nach meiner Auffassung bei Menschen, Firmen und Institutionen, für die die Beteiligung am Netzwerk in einem Zusammenhang mit ihrer beruflichen bzw. gewerblichen Tätigkeit steht, als Werbungskosten bzw. als Betriebsausgaben steuerlich abzugsfähig. Bei gemeinnützigen Einrichtungen ist die Beteiligung am Netzwerk meines Erachtens geradezu Voraussetzung für die Erfüllung von Satzungszwecken aus der Anthroposophie heraus.

Diese Überlegungen zeichnen naturgemäß eine erste grobe Skizze. Das Bild ist nun von allen Beteiligten gemeinsam auszugestalten. Wichtig daran wäre dann, die Finanzierung so zu gestalten, daß die Beteiligung am Netzwerk zu einer festen Größe (Werbungskosten-, Betriebsausgaben- oder Aufwandgröße) im Etat aller Netzwerker wird – und nicht eine "Restgröße Spende" aus dem sogenannten "frei verfügbaren Einkommen" (oder aus den legendären Überschüssen des Wirtschaftslebens). Mit anderen Worten: der Kostenbeitrag würde Bestandteil der Etat-Kalkulation der jeweiligen Beteiligten.