Ins Gelingen verliebt
Innovationen in bürokratischen Organisationen
Interview mit Karl-Dieter Bodack. Die Fragen stellten Stefan Padberg und André Bleicher.
Karl-Dieter Bodack hat während seiner beruflichen Tätigkeit bei der Bundesbahn einige Innovationen eingeführt, die heute fast vergessen sind. Uns interessiert, wie er das in einer hierarchischen Großorganisation wie der Bundesbahn geschafft hat. Wie wirken Strukturen und Menschen aufeinander ein, mal bremsend, mal fördernd? Im gemeinsamen Gespräch rekonstruieren wir seinen kurvenreichen Ausbildungsweg, den wir hier komprimiert wiedergeben. Seine berufliche Laufbahn ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie man in einem komplexen System kreative Veränderungen durchsetzen kann.
Karl-Dieter Bodack wurde 1938 geboren. Sein Vater war Architekt und als Bauleiter in der Hibernia AG angestellt. Auf väterlichen Wunsch wechselte er 1954 vom Gymnasium in eine Schlosserlehre beim Stickstoffwerk der Bergwerksgesellschaft Hibernia. Die dortige Lehrwerkstatt setzte ein innovatives pädagogisches Konzept um. Rudolf Börner, der Werksleiter, hatte sie 1952 ins Leben gerufen. Der Anthroposoph Prof. Dr. Klaus Joachim Fintelmann übernahm die pädagogische Leitung. Er hatte sich intensiv mit der Wechselwirkung von Lernen und Arbeiten beschäftigt. In Kooperation mit den Gewerkschaften entwickelte er ein handlungsorientiertes Bildungskonzept, das waldorfpädagogische Ansätze in die gewerbliche Berufsausbildung integrierte (Vgl. Stiftung Kulturimpuls, Stichwort “Hibernia“. Abgerufen von https://dokumentationen.kulturimpuls.org/ereignisse/10353). Später ging daraus die Hiberniaschule in Herne-Wanne-Eickel hervor ("Hiberniaschule wird 60 Jahre alt", in Erziehungskunst, April 2012, https://www.erziehungskunst.de/artikel/hiberniaschule-wird-60-jahre-alt).
Nach der Schlosserlehre machte Karl-Dieter das Fachabitur und studierte Maschinenbau an der Ingenieurschule in Essen. 1960 stieg er kurz bei Braun ein, dem damals legendären Unternehmen für zukunftsweisendes Design in Frankfurt/Main. Bereits im Herbst wechselte er jedoch an die Hochschule für Gestaltung in Ulm. Das damalige „Mekka“ der Designer mit seiner überaus interessanten Geschichte prägte ihn nachhaltig. Doch besuchte er sie nur ein Vierteljahr, weil er einen Abschluss in einem grundständischen Fach benötigte. So entschied er sich, Maschinenbau an der TH Stuttgart zu studieren. Parallel durchlief er 1966 eine viermonatige Kurzausbildung zum Triebfahrzeugführer bei der Deutschen Bundesbahn, nachdem ihm klar geworden war, dass er dort seine berufliche Zukunft erblickt. Mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes konnte er in Berkeley studieren. Danach fing er direkt bei der Bundesbahn an.